Dem Inneren Quälgeist auf der Spur

Ich möchte euch einladen, einmal unserem inneren Quälgeist, oder auch dem/der inneren „Kritiker/in“ auf die Schliche zu kommen, unseren/e innere(n) Kritiker*in als Teil von uns zu erkennen, und ihn nicht zum bestimmenden Quälgeist in unserem Leben werden zu lassen.

Vielleicht kommen euch folgende Aussagen (oder ähnliche) bekannt vor ????, dann ist es vielleicht Zeit, dem inneren Kritiker oder auch Quälgeist nachzuforschen …

‚Das geht sowieso schief!’ ‚Das kannst Du doch überhaupt nicht!’ ‚Wie kannst Du so was nur machen – was sollen die anderen denken’? 

Einen/e inneree Kritiker*in tragen wir in der Regel alle seit unserer Kindheit mit uns herum. Der innere Kritiker speichert alle Verbote, Tadel, Ermahnungen und Ängste in uns ab. So könnten wir ihn vergleichen mit einem kleinen ängstlichen Kind. Dieses kleine innere Kind in uns versucht jedes Risiko zu scheuen, versucht alles richtig zu machen um geliebt und anerkannt zu werden. Der innere Kritiker soll eigentlich schützen. Wir lernen dadurch Gefahren einzuschätzen, uns vorsichtig zu Verhalten, nicht unsinniges Risiko einzugehen.

Doch wir neigen dazu, zu oft auf die Stimme des Selbstzweifels in uns zu hören. Uns sogar terrorisieren zu lassen, oftmals ist uns nicht bewusst, dass es sich um den inneren Kritiker handelt, wir sind meistens schon in der Reaktion auf dieses alte Muster.

Wenn der innere Kritiker zum Quälgeist wird und sich allzu oft meldet, kann es in unserem Leben grundsätzlich einem Mangel an Freude, Gesundheit und Zufriedenheit geben. Folgende Symptome können auftreten:

  • Minderwertigkeitskomplexe
  • Ängste
  • Depressionen
  • Schamgefühle
  • Schuldgefühle
  • Zwänge
  • Partnerschaftsprobleme
  • Drang zum Perfektionismus
  • ….

„Ein Mensch, der leidet, bevor es nötig ist, leidet mehr als nötig.“
Lucius Annaeus Seneca

Der innere Quälgeist zeigt sich in unterschiedlicher Art und Weise.

Manchmal relativ offen und klar erkennbar, bspw. in Form einer strengen und eher herabsetzenden inneren Haltung („Das Glas ist halb leer“), oder wir sehen eher, was alles schiefgegangen ist, wollen andere und uns selbst verurteilen oder bestrafen. Unser Selbst ist als Ganzes Zielscheibe von Selbstkritik, bis hin zu Selbsthass („Du kannst nichts, taugst nichts …“)

Manchmal zeigt sich der innere Quälgeist aber auch versteckt und unter dem Deckmantel von gesundem Ansporn und Ehrgeiz, das Thema Sport kann hier ein Beispiel sein (was ich wirklich bestätigen kann ????  ).

Die Aussage: „Wenn ich meine Leistung steigere/optimiere, dann tue ich meiner Gesundheit etwas Gutes und ich halte mich fit“ kann durchaus stimmig sein, sie kann aber auch aus dem Muster des inneren Quälgeistes kommen, dann herrscht eher eine innere Haltung von Strenge, Selbstkritik und fehlender Freundlichkeit sich selbst gegenüber.

Es kann daher immer wieder hilfreich sein, die innere Haltung zu überprüfen und wahrzunehmen, ob der innere Quälgeist gerade wirkt. Immer wieder die Achtsamkeit darauf zu lenken, bewusst wahrzunehmen, klar zu sehen, um uns nicht zu überfordern, weil der innere Quälgeist die Regie übernommen hat ….

Unser/e innere/r Kritiker*in ist und wird immer ein Teil von uns bleiben. Wir können lernen diesen Teil in uns anzunehmen, uns aber nicht in ihm zu verlieren oder ihn weiter zu nähren. Wichtig ist, diesen Teil bewusst wahrzunehmen, innezuhalten und nicht aus der Gewohnheit heraus zu agieren.

Wir können lernen Selbstvertrauen zu stärken und somit besser mit unserem Kritiker umzugehen. In der Achtsamkeitspraxis beobachten wir ihn, ohne ihn zu bewerten und beginnen zu unterscheiden:

Beobachten und Hinhören lassen uns unterscheiden zwischen automatischem Reagieren oder bewusstem und eigenständigem Entscheiden. Wir nehmen vielleicht wahr, wie es sich anfühlt, wenn der Quälgeist gerade am Wirken ist (in der Regel fühlt es sich eher unangenehm an, ich nehme dann oft Enge in der Brust wahr, der Puls geht schneller, ich fühle mich innerlich sehr unruhig…), wir sind ehrlich und sehen ihn („Ah, das fühlt sich so und so an, das ist der innere Quälgeist), wir müssen dann nicht gleich handeln, es geht erstmal um das Wahrnehmen und fühlen und auch hier zu sehen, dass alle Empfindungen kommen und gehen, vielleicht zu merken, „Ah, jetzt fühlt sich der innere Quälgeist sehr präsent an, ich halte es kaum aus, still zu sitzen“, dann nach einer Weile vielleicht: „Ah, jetzt wird die Enge in der Brust etwas weiter, die Unruhe lässt etwas nach, der innere Quälgeist fängt an sich langsam zu verabschieden“….

Wahrscheinlich wird er immer mal wiederkommen, unsere Gewohnheiten sind oft gut eingeübt und neues braucht viel Zeit und Geduld. Vielleicht mögt ihr in dieser Woche schauen, ob ihr euren Quälgeist aufblitzen seht, ob ihr euch Raum nehmen möchtet zum Aufspüren (vielleicht einmal am Tag kurz reflektieren: „Wann und in welcher Situation ist der Quälgeist aufgetaucht? …kommt er immer in den gleichen Situationen/Zeiten? …Wie fühlt er sich an im Körper/mental? …Was passiert, wenn er auftaucht, (Ablehnung/Ablenkung/Ärger …)?

Und kann ich mir verzeihen, dass er da ist, immer mal wieder da sein wird, oder verurteile ich mich dafür?

Ich wünsche euch viel Neugier beim Erforschen … und Freundlichkeit, wenn es nicht gleich so klappt, wie ihr wollt, was immer ihr tut, wo immer ihr seid.

Von Herzen

Christina

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