- Ich möchte euch heute einladen, die Achtsamkeit, also das zurückkehren in den Moment, der jetzt gerade ist, immer wieder zu üben. Zu üben, all unsere Gedanken, Gefühle, Pläne, Kommentare… loszulassen, sie wahrzunehmen, als dass, was sie sind: Gedanken, Gefühle, Pläne, Kommentare, … und wahrzunehmen, wie fühlt sich das an, ohne in den Geschichten verloren zu gehen (gut/schlecht/anstrengend/unruhig/schmerzhaft/kribbelig/freudig/ warm, kalt…..) und dann wieder zurückzukehren, zur Einfachheit des Augenblicks….
Wahrzunehmen, „Wo befinde ich mich? – Was nehme ich gerade wahr, vielleicht findet gerade „hören“ statt (Ein Vogel, ein Auto, Stimmen….), oder es findet gerade „riechen“ statt (ein bestimmter Geruch, den ich wahrnehme), oder es findet „sehen“ statt (ich sehe einen Menschen, Tiere, Bäume, Blätter, Farben, eine Straße, Häuser, einen Ausschnitt des Fensters,…), oder es findet „schmecken“ statt (ein bestimmter Geschmack, den ich wahrnehme…)
Es immer wieder einfach machen, egal, was gerade ist, und wie kompliziert es gerade ist, immer wieder zurückkommen, zum Hören, zum Sehen, zum Schmecken, zum Riechen …. „Sehen …findet gerade statt!“
Ich möchte heute eine meiner kleinen Walkinggeschichten mit euch teilen ????, zur Ermutigung, immer wieder dranzubleiben an der Achtsamkeit ….
Als ich heute morgen so unterwegs war, stellte ich irgendwann fest (ich muss schon einige Zeit unterwegs gewesen sein….), dass viele Gedanken ihr Eigenleben führten, ich dachte und dachte, ich hatte schon etwas Kopfschmerzen und fühlte mich angespannt, meine Schritte wurden schneller und schneller, ein Spaziergänger kam mir entgegen und schaute mich etwas irritiert an, wahrscheinlich sah man mir die Spannung und die Hetze an ????
Es fiel mir schwer, aber ich hielt kurz an, alles fühlte sich unangenehm an, der Körper tat weh, der Kopf auch ….
Ich sagte sehr deutlich zu mir selbst: „Stop! – Jetzt ist nichts zu erledigen, zu tun, zu machen, jetzt kehre ich zurück!“ Ich setzte meinen Weg fort und nahm wahr, dass meine Aufmerksamkeit beim Sehen war, ich nahm die Bäume wahr, die ersten Blätter an den Ästen, den Weg, den Schlamm am Boden, die Steine, Farben…. Es fand also einfach sehen statt, die Gedanken hörten für eine Sekunde (gefühlt) auf, der Körper war einen Moment weniger angespannt, es kam für einen ganz kleinen Moment Freude auf, Freude, draußen sein zu können, frische Luft zu atmen… dann war ich wieder weg, in Gedanken versunken, ich nahm noch wahr, wie mein Kopf sich nach vorne neigte, die Schritte wieder schneller wurden und ich dachte, was ich alles zu tun hatte…. Es muss einige Minuten später gewesen sein, als ich wieder wahrnahm, dass ich wohl in Gedanken versunken gewesen war … das gleiche Spiel ging wieder von vorne los…
Ich stellte fest, dass ich angespannt war, verloren in Geschichten, der Kopf tat weh…nur dass mir (zum Glück) nicht wieder ein Spaziergänger entgegenkam! Ich nahm mir vor, wahrzunehmen, was gerade los ist, ich fand heraus, dass wieder gerade Sehen stattfand….. ich kehrte zurück zum Sehen…die Bäume, Blätter, etc.
Dieses Spiel wiederholte sich gefühlt hunderte Male…. Immer wieder zurück zum Sehen… ich merkte, dass es mir leichter fiel mit der Zeit, dass ich schneller zurückkehren konnte, zum Sehen. Ich steigerte meine Entschlossenheit, indem ich zusätzlich, wenn ich merkte, dass ich in Gedanken verloren war, den Satz sagte: „Möge ich glücklich sein.“ und damit die Gedanken, die gerade waren, unterbrach. Dann kehrte ich zurück zum Sehen.
Als ich zu Hause ankam, merkte ich, dass ich mich -trotz der vielen hin und hers und der Anstrengung, die es kostete, immer wieder in den jetzigen Moment zurückzukehren- zufrieden fühlte, und sehr viel mehr Ruhe im Körper und Geist wahrnahm. Ich sagte noch einige Male (zur Belohnung ???? ) den Satz: „Möge ich glücklich sein.“ und es kam sogar noch ein wenig Dankbarkeit vorbei, Dankbarkeit, dass ich hier leben darf, dass das Leben einfach so ist, wie es ist….. ein sehr berührender Moment, fand ich.
Es berührt mich immer wieder aufs Neue, was es für einen Unterschied macht, Achtsam oder unachtsam zu sein und wieviel wir selbst tun können, um Achtsamkeit in unseren Alltag einzuladen. Es braucht immer wieder Entschlossenheit, es braucht Anstrengung, es braucht sehr viel Geduld… aber wir können immer wieder unsere gute Absicht stärken, gut für uns zu sorgen und respektvoll mit uns umzugehen. Wir können Achtsamkeit in vielen kleinen Erfahrungen trainieren, egal, was gerade los ist.
Ich wünsche euch eine spannende Zeit, voller Entschlossenheit und Neugier, Achtsamkeit in eurem Alltag zu üben, euch nicht abhalten zu lassen, einfach weiterzuüben, und vielleicht wahrzunehmen, dass es einen Unterschied macht, achtsam zu sein. Vielleicht mögt ihr Situationen zum Üben nutzen, die euch leicht fallen, vielleicht etwas, was euch vertraut ist, wo ihr relativ ungestört seid, der Weg irgendwohin (zum Einkaufen, zur Arbeit, …), macht es euch leicht dabei.
Ich wünsche euch viel Freude beim Ausprobieren, was immer ihr auch tut, wo immer ihr auch seid.
von Herzen
Christina