Einführung – Was ist Achtsamkeit – und warum sollte das nützlich sein?

Achtsamkeit ist das bewusste Wahrnehmen, von dem, was gerade ist – ohne zu urteilen.

Wir sind oft im Autopilot in unserem Alltag, d.h., wir sind nicht präsent, nicht wirklich anwesend. Vielleicht kennt ihr das, ihr geht morgens aus dem Haus, müsst vielleicht zur Arbeit, habt einen Termin, etc. Ihr geht los, und kommt irgendwann an …und fragt euch vielleicht: „Was war eigentlich dazwischen? Wie ging es mir eigentlich, welchen Menschen bin ich begegnet, welche Autos waren um mich rum, konnte ich besondere Dinge wahrnehmen…die Sonne auf meiner Haut, das Licht, das sich spiegelte auf der Straße……

Oder hatte ich To-Do Listen im Kopf, habe ich vielleicht an das Gespräch gestern mit der Kollegin gedacht, an dass, was ich heute noch alles erledigen muss. …Wir verträumen so viel von unserem Leben, weil wir nicht im jetzigen Moment sind mit unserer Aufmerksamkeit, wir sind im Gestern, im Morgen, haben Pläne im Kopf…unser Kopfkino funktioniert sehr gut ????….

Wir sehen gar nicht, dass, was jetzt gerade ist. Leo Tolstoi sagte dazu sehr treffend: „Wir sehen die Welt nicht so, wie sie ist, sondern, so, wie wir sind.“ Wir sehen alles durch „unsere“ Brille der Befindlichkeiten…geht es uns gut, haben wir andere Gedanken, als wenn wir z.B. frieren oder uns gestritten haben, wir sehen, je nachdem, wie es uns gerade geht: „Bin ich gesund, bin ich in Sorge, bin ich aufgeregt, bin ich traurig“…. Je nach Befindlichkeit, je nach Stimmung, je nach Gedanken, sehe ich mich und die Welt um mich herum.

Wir reagieren dann auch auf unsere Stimmungen, unsere Befindlichkeiten oftmals im Autopilot. Autopilot ist per se nichts Schlechtes, im Gegenteil, wir brauchen ihn oft im Alltag, ansonsten hätten wir viel Stress, alles, was wir tun, vorher erst wieder überlegen zu müssen, planen zu müssen…der Autopilot kann uns entlasten, bspw. habt ihr vielleicht morgens eine bestimmte Routine, einen automatischen Ablauf, der hilft, alles, was zu erledigen ist, auch zu erledigen. Wir neigen aber dazu, zu viel im Autopilot zu sein in unserem Leben und zu wenig Klarheit, Wachheit und Bewusstheit in unser Leben einzuladen.

Achtsamkeit schult eine innere Haltung von Bewusstheit – Wir treten einen Schritt zurück und nehmen wahr, was jetzt gerade los ist, ohne gleich zu handeln, zu reagieren, zu urteilen …etwas zu tun…

Ein Beispiel, um den Unterschied von Autopilot und Achtsamkeit zu verdeutlichen, kann das Auftreten von Schmerz sein. Wir spüren vielleicht einen Schmerz in der Schulter…Wir spüren den Schmerz und im Autopilot geht dann das Kopfkino los…“Ich hatte das gestern auch schon, schon wieder dieser Schmerz, wenn der jetzt schlimmer wird, der wird bestimmt schlimmer, ich sollte zum Arzt gehen, ach, das geht wieder weg…Hilfe, wenn das operiert werden muss, ich habe viel gehört, dass das dann oft schief geht …usw., usw.“ Solche Gedankenspiralen verschärfen den Stress im Körper und mental, den wir sowieso schon, durch den Schmerz haben, der Körper spannt sich weiter an, der Schmerz wird eher mehr, mehr Gedanken kommen ….und so wird der Schmerz durch unsere innere Gedankenspirale entweder stärker, oder wir bekommen vielleicht gar nicht mit, dass der Schmerz vielleicht auch mal pausiert oder gar ganz aufhört, wir können auch keine Entscheidung treffen, die sinnvoll und hilfreich sein könnte, wir kreisen um unsere Gedanken……

Wenn wir achtsam den Schmerz wahrnehmen, geht es in eine andere Richtung – ich nehme genau wahr, wie ist der Schmerz, eher ein Ziehen, ein Pulsieren, ein Stechen, Klopfen…ist er immer da, nur in bestimmten Situationen, durchgehend, mit Pausen, wann wird er intensiver, wann schwächer …. Ich erforsche die direkte Erfahrung und verliere mich nicht im Kopfkino. Ich kann mit Geduld und Neugier schauen… ich bleibe Präsent.

An dieser Stelle eine kleine Geschichte, wenn ihr vielleicht denkt:“ Das ist doch dann Resignation?“

Die Schüler fragten ihren Meister:“ Meister, das ist ja alles schön mit der Achtsamkeit aber was tun wir, wenn wir z.B. überfallen werden? Sollen wir dann alles immer hinnehmen?“

Der Meister lächelte und antwortete:“ Nein, dann nehmt ihr den Stock, und schlagt achtsam zu!“

Also, Achtsamkeit ist nicht mit Resignation zu verwechseln ???? Achtsamkeit kann uns davor bewahren, überstürzt zu handeln, uns noch mehr unter Stress zu setzen als nötig, Achtsamkeit kann uns unterstützen, sinnvolle Entscheidungen zu treffen, einen Schritt zurück zu treten, neutral wahrzunehmen und dann erst zu handeln…

Warum sind wir dann nicht einfach achtsam?

Wir alle können achtsam sein, wir vergessen es leider immer wieder, jeder von euch kennt wahrscheinlich Momente von Achtsamkeit…Momente von Klarheit, Präsenz…. Es braucht Geduld, Übung und eine gehörige Portion von „Dranbleiben“, um die Achtsamkeit zu stärken, sich im Alltag daran zu erinnern, achtsam zu sein, Handlungsoptionen zu haben, Achtsamkeit zu integrieren in unseren Alltag, unser Leben. Unser Leben, unsere Welt sind eher darauf ausgerichtet, uns abzulenken, manchmal sogar zu betäuben, zu kaufen, immer mehr, immer besser, weiter, schneller zu kommen, koste es, was es wolle…. Dieser unheilvollen Spirale mit Achtsamkeit zu begegnen, aus dem Hamsterrad auszusteigen, den Kontakt zu uns wiederzufinden („Was brauche ich gerade jetzt? Was kann mir guttun?“), braucht Vertrauen, Geduld, und vor allem Fürsorge und Freundlichkeit.  Achtsamkeit zu schulen, ist ein Training, es braucht viele Erfahrungen, Wiederholungen, um zu Lernen es anders zu machen, anders in der Welt zu sein, das geht nicht von heute auf morgen (auch, wenn wir das gerne hätten ????).

Es braucht eine große Portion Güte und Freundlichkeit, uns nicht zu verurteilen, wenn es nicht gleich klappt mit der Achtsamkeit, oder wenn ich merke, wie unachtsam ich eigentlich bin. … Wenn ich das merke, dann bin ich schon sehr achtsam, dann bin ich schon einen Schritt weiter, dann merke ich, was ich alles anstelle, um nicht Präsent zu sein, mich abzulenken. …das ist der erste Schritt für Veränderungen.

Die Schulung der Achtsamkeit stärkt unsere Qualitäten von Selbstfürsorge, einen freundlichen Umgang mit uns und anderen, eine innere Milde.

Vielleicht mögt ihr in dieser Woche schauen, ob ihr immer mal wieder Achtsamkeit einladen möchtet, was euch unterstützt, freundlich und fürsorglich zu sein – zu euch und anderen.

Vielleicht immer mal wieder die Minute der Stille einladen, wenn ihr merkt, euer Tempo wird mehr, der Stresspegel steigt, die Gedanken kreisen, ihr fühlt euch verloren …. Einfach innehalten und wahrnehmen, vielleicht ist es erstmal unangenehm, innezuhalten, in der Regel merkt man dann den Stress noch mehr ???? aber ihr könnt schauen, ob es einen Unterschied macht, wenn ihr kurz aussteigt, innehaltet, einen Schritt zurücktretet…durchatmet …

„Jeder Moment von Achtsamkeit ist kostbar, jeder Moment von Achtsamkeit zählt.“ Jack Kornfield Ich wünsche euch von Herzen inneren Frieden und Freude in all eurem Tun – wo immer ihr seid, was immer ihr tut.

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